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Sa., 25. März

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Dummerstorf

Souvenirs de Pays Basque

Baskische Gesänge im Dialog mit Alter Musik June Telletxea, Gesang und Percussion Andreas Arend, Laute und Lyra Polyversalis

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Souvenirs de Pays Basque
Souvenirs de Pays Basque

Zeit & Ort

25. März 2023, 19:00

Dummerstorf, Hof 4, 18196 Dummerstorf, Deutschland

Über die Veranstaltung

Souvenirs de Pays Basque

Das Liederbuch der Mme de la Villéhélio

Aufzeichnungen baskischer Lieder, gesammelt im 19. Jahrhundert, im Dialog mit Alter Musik.

Madame de la Villéhélio (1827-1898), geboren als Julie Adrienne Carricaburu Roger, war die jüngste Tochter einer reichen Familie aus Chéraute (La Soule, baskische Region in Frankreich). Sie erhielt eine umfassende literarische und musikalische Ausbildung.

Carricaburu war Musikwissenschaftlerin sowie Sängerin und besuchte die Salons von Madame d'Artigau in Pau. Ihr Privatlehrer war der romantische Schrifsteller Agustin Chaho.

Im Jahr 1843 heiratet sie Félix-Elisabeth-Paul le Saulnier de la Villéhélio aus Orthez. In ihrer Heimat Chéraute sammelte sie Lieder der Leute des Landes. Aus dieser Sammlung erstellte sie ihre erste und einzige Publikation mit 12 Stücken für Gesang und Klavierbegleitung unter dem Titel: Souvenirs des Pyrénées (1869). Der Rest ihrer gesammelten Lieder wurde nicht gefunden.

In den Jahren 1799 und 1801 reiste der deutsche Wissenschaftler Wilhelm von Humboldt ins Baskenland, um Kultur, Sprache und Traditionen zu studieren.

Humboldt schrieb eine Kurzbiografie des baskischen Volkes: Gewohnheiten, Gemeinde-Organisation, Feste und Feierlichkeiten, die Rolle der Frau im Arbeitsleben und in der Gesellschaft; es gab kaum einen gesellschaftlichen Bereich, der seiner Analyse entging.

„Ganze Dörfer fordern sich in feierlichen Spielen heraus“, schrieb er bezüglich des Pelotaspiels und unterstrich, dass alle, ohne Klassenunterschied, daran teilnahmen und dass unter den Zuschauern an Sonntagen u.a. Bürgermeister, Pfarrer und Frauen zu sehen seien. Er beschrieb detailliert die Abarca-Sandalen, die Schärpen und die Jacken mit langen Volants und Ärmeln. Und er wunderte sich über den Arbeitseinsatz der Frauen. „In Bilbao tragen sie die schwersten Gewichte auf den Köpfen, in Gefäßen aus Eisen; selbst in den Schmieden sah ich sie mit Hammer und Amboss hantieren. Das Bemerkenswerteste aber ist, dass sie parallel zu dieser außergewöhnlichen Stärke gleichzeitig eine beeindruckende Schnelligkeit und Geschicklichkeit zeigen.“

In seinen Ausführungen werden die Frauen, die im Hafen von Bilbao große Lasten trugen, vor unseren Augen fast sichtbar, so präzise sind seine Beschreibungen. Genauso der Ablauf einer Rats-Versammlung im Regional-Parlament von Gernika oder die versammelten Großbauern beim Verlassen der Kirche auf einem Dorfplatz bei Durango. Aus dem Auftreten dieser Dorfbewohner mit ihren Spazierstöcken, aufgestellt im Kreis vor der Kirche, an ihrer Körperhaltung und Ausstrahlung, las Humboldt intuitiv ab, welche auch damals schon die echten Landbesitzer waren.

Zum Programm:

Das Repertoire, das im Werk von Julie Adrienne Carricaburu und Hummboldt erscheint, leitet das Programm. Es hat fünf Teile, jeweils übertitelt mit einem der baskischen Sprüche, die Humboldt aus den Jugenderinnerungen eines 78-jährigen Mannes niedergeschrieben hat.

Ab und zu erklingen die adaptierten Klavierarbeitungen von Madame de la Villéhélio, manchmal aber exportieren wir die Melodien und verbinden sie mit alten Musikstücken aus der Renaissance und Barockzeit. Neue Arrangements der Gesänge sind auch zu hören.

Julie Adrienne Carricaburu beschreibt in ihrem Vorwort, wie sie versucht, in ihrer Umschrift den Melodien der Bauern und Schäfer*innen treu zu bleiben und dabei auch die besondere Ornamentik des Gesangs anzugeben. Sie markierte die Töne, die auf dem Klavier wegen der Stimmung nicht zu finden sind, mit einem „x“. Dies ist ein Hinweis auf nicht temperiert gestimmte Gesänge, deren Ursprung man sehr alten Traditionen verbindet.

June Telletxea García wurde in Vitoria-Gasteiz geboren. Sie begann ihre musikalische Ausbildung als Choristin, sowie mit den Fächern Klavier, später Cembalo und Gesang mit Javier Sarasua und Isabel Álvarez, die sie mit ihrer Leidenschaft für Alte Musik beeinflussten.

Nachdem sie ein Jahr im Centre de Musique Ancienne zu Genf  absolviert hatte, trat sie 2000 mit dem Fach Gesang in die Schola Cantorum Basilensis ein, wo sie 2006 bei den Professoren Gerd Türk und Dominique Vellard diplomierte.

Sie wirkte mit Dirigenten wie William Christie, Gabriel Garrido, Anthony Rooley, Federico Maria Sardelli, Fabio Bonizzoni, Francis Biggi und diversen europäischen Ensembles, wie Lucidarium, Capilla Peñaflorida, Nova Lux , More Hispano, Arte dei Suonatori, Lautten Compagney, Bach im Fluss der Zeit.

Seit 2007 interpretiert sie auch zeitgenössische Werke von Komponisten wie Andreas Arend (Rolle der Arianna in der mikrotonalen Oper Aria***, Premiere im Muziekgebouw, Amsterdam 2011); Zuriñe Fernández de Gerenabarrena (Despertar de la Vida es Suenno, Oper für Sopran und Elektronik, Baskenland 2012 und 2014); und wirkt mit bei dem Ensemble für zeitgenössische Musik Sinkro aus Vitoria-Gasteiz.

Momentan lebt sie in Berlin und arbeitet mit den Ensembles:

Tres Morillas , Cum Altam, Cantaderas, Artemision, Methamorphosen Musiktheater, sprezzatura 22.

In den letzten Jahren gründete sie mit Andreas Arend und Niklas Trüstedt die jährliche Reihe literarischer Konzerte EPOS - die Erzählung geht weiter (Live-Sendung Radio Bremen 2016), und vertieft sich in traditionelle Melodien, mittelalterliche Gesänge und Handtrommelspiel mit mit dem Ensemble Cantaderas (Aufnahmen Deutschlandradio Kultur, Berlin 2016 und Radio Nacional de España, Madrid 2017; CD As festas do anno, Arion Music, 2020).

Parallel zu ihrer interpretatorischen Tätigkeit arbeitet sie als Pädagogin im Musikinstrumentenmuseum Berlin und als Stimmbildnerin bei dem Jugendchor Cantores Minores, spezielisiert auf die Interpretation der Werke J.S.Bachs.

Andreas Arend studierte Gitarre in Hamburg, Laute und Alte Musik in Berlin bei Nigel North und Elizabeth Kenny. Kompositorischer Mentor in Hamburg war Manfred Stahnke, Impulse erhielt er auch von Alfred Schnittke in seinem Seminar Polystilistik.

Arend arbeitet als Theorben- und Lautenspieler in Kammermusikformationen, (etwa mit Nils Mönkemeyer, Freiburger Barockorchester, Berliner Philharmoniker) sowie als Komponist und Interpret seiner eigenen Werke.

Herausragende Einspielungen im Alte-Musik-Sektor sind Ballads within a dream (englischer Barock, Arrangements von Folk-tunes, mit Hille Perl), Silk&Tweed, (Violinwerke, u.a. von Mattheis, im Duo mit Veronika Skuplik) sowie das Heidelberger Lautenbuch des Sebastian Ochsenkun (Spätrenaissance, Laute solo und Ensemble, mit Dorothee Mields).

In den letzten Jahren entwickelt er die Lyra Polyversalis - Instrumenten-Projekt, das Komponieren und Spielen in einem Saiteninstrument aus der Lautenfamilie miteinander verbindet. Es wird gezupft, mit dem Plektrum geschlagen und dem Bogen gestrichen. Die Lyra Polyversalis erlebte einen der ersten Auftritte im Rahmen der Aufführung seiner Komposition Abendlied (2020). Seither hat sich mit Mitwirkung dieses Instruments das Ensemble sprezzatura 22 mit den weiteren Akteuren June Telletxea, Gesang und Wolfgang Eger, Schlagwerk, gebildet. Das Trio widmet sich neben Alter Musik auch der Verknüpfung verschiedener neuerer Musikstile miteinander in einem lockeren Gesamtkonzept.

Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Konzert mit zwei herausragenden Künstlern, das man sich nicht entgehen lassen sollte!

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